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Interview mit May Carro Cabaleiro
 

galerie probst (gp): Wie beeinflusst deine Perspektive als Frau deine künstlerische Praxis, und gibt es spezifische Themen in Bezug auf Geschlecht, Identität oder Empowerment, die in deiner Arbeit auftauchen?

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May Carro Cabaleiro (MCC) Ich glaube schon, dass mein künstlerischer Ausdruck weiblich ist. Es geht dabei nicht speziell um bestimmte Themen, sondern vielmehr um eine bestimmte Gewichtung, eine Sichtweise, eine Art, an die Dinge heranzugehen – eine, die nach Berührung und Heilung sucht.

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gp: Wie bist du zur Kunst gekommen, und was hat dich anfangs dazu inspiriert?

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MCC: Schon als Kind war es eine instinktive Form der Suche nach Antworten.

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gp: Hast du als Frau in der Kunstwelt besondere Herausforderungen erlebt? Wenn ja, was hat dir geholfen, diese zu überwinden?

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MCC: Ich bin überzeugt, dass Frauen auf eine andere Weise als Männer Erfüllung finden. In den letzten Jahren meines Studiums habe ich wahrgenommen, dass meine Interessen in Bezug auf Öffentlichkeit und Kunst grundlegend anders waren als die der Männer. Ich glaube, dass Frauen ein stärkeres Interesse an Gemeinschaft, Zusammengehörigkeit sowie heilenden Visionen und Haltungen haben. Meine Antwort war eher Rückzug und intensivere innere Arbeit.

 

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gp: Gibt es Künstlerinnen – vergangene oder gegenwärtige –, die deinen Werdegang inspiriert haben, und welchen Einfluss hatten sie auf deine Arbeit?

 

MCC: Natürlich! Hilma af Klint (1862–1944) für ihre Suche nach der spirituellen Dimension in der Kunst, Georgiana Houghton (1814–1884) für ihre transpersonale Sichtweise, Etel Adnan (1925–2021) für ihre Authentizität und Einfachheit, und meine Freundin Barbara Diethelm, weil sie Antworten in den Sternen sucht.

 

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gp: Welche Rolle spielt Kunst deiner Meinung nach in der heutigen Gesellschaft, insbesondere in Bezug auf die Stärkung von Frauen und marginalisierter Stimmen?

 

MCC: Ich glaube, dass es eine große Offenheit und ein wachsendes Interesse an Diversität und Differenzierung gibt, sowie eine viel feinere und nuanciertere künstlerische Sichtweise. Die Welt wird auf natürliche Weise weiblicher.

 

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gp: Welchen Rat würdest du aufstrebenden Künstlerinnen geben, die sich heute in der Kunstwelt zurechtfinden, und welche Veränderungen wünschst du dir für Frauen in der Kunst in den kommenden Jahren?

 

MCC: Offen für alles sein, aber gleichzeitig den eigenen tiefen, natürlichen Bedürfnissen treu bleiben.

 

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gp: Welche Entwicklungen in der Kunstszene in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit würdest du gerne in Zukunft beobachten? - Mit welchen Herausforderungen müssen sich Frauen in der Kunstwelt deiner Meinung nach auseinandersetzten.

 

MCC: Ich wiederhole: Die Welt wird von selbst weiblich – oder sie wird nicht mehr sein.

 

 

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gp: Wie nimmst du den aktuellen Zustand des Kunstmarktes wahr, und gibt es Trends, die deine künstlerische Ausrichtung beeinflussen?

 

MCC: Ich finde, es gibt mehr Wissen über Qualität. Neue Materialien und Techniken sollten hoffentlich der Wahrheit, Authentizität und einer besseren Welt dienen.

 

 

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gp: War es eine bewusste Entscheidung, mit einer Galeristin zusammenzuarbeiten, oder waren andere Faktoren entscheidend?

 

MCC: Eine absolute, bewusst herzgeleitete, intuitive Entscheidung, wenn wir uns weiblich ausdrücken möchten.

 

 

 

 

MCC: Es ist mir noch etwas relevantes eingefallen: Für mich ist es selbstverständlich, dass sich die starren Grenzen dessen, was wir bisher als Frau oder Mann definiert haben, auflösen – und das ist gut so. Wenn ich von Weiblichkeit spreche, beziehe ich mich eher auf weibliche Qualitäten, die in jeder Geschlechtsidentität vorhanden sein können.

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